Im Leben eines Kindes handeln die ersten beiden Monate von der Entwicklung der Sinne: Riechen, Schmecken, Fühlen, Hören und Sehen. Ein Neugeborenes reagiert auf Geruch und Geschmack und lernt schnell, wie seine Eltern riechen. Daher ist es eine gute Idee, ins Kinderbettchen ein Kleidungsstück oder eine Kuscheldecke aus dem elterlichen Bett zu legen.
Der Tastsinn ist bei der Geburt bereits vollständig entwickelt. Hautkontakt und Streicheleinheiten sind für den Säugling überaus wichtig, und wenn du den kleinen Körper mit unterschiedlichen weichen Decken massierst, förderst du sein Verständnis davon, dass sich Dinge unterschiedlich anfühlen können.
Da der Hörsinn meist auch von Geburt an aktiv ist, drehen Neugeborene ihren Kopf reflexartig hin zum Geräusch. Laute, plötzliche Geräusche mögen sie nicht, kommen jedoch durch rhythmische, harmonische Töne zur Ruhe. Spieluhren mit sanften Klängen können beruhigend und unterhaltend wirken, wenn sie am Bett oder am Wickeltisch aufgestellt werden.
Von allen Sinnen ist der Sehsinn derjenige, der sich zuletzt entwickelt. Die Babys nehmen lediglich markante Kontraste und Bewegungen wahr, und auch diese wirken eher verschwommen und können nur aus etwa 20 cm Abstand gesehen werden. Neugeborene mögen es, Gesichter, Augen und Münder zu betrachten. Ihr Blick ist eher instabil, und sie können sich nur kurzzeitig auf etwas strahlend Helles wie eine Leuchte oder das durchs Fenster einfallende Licht konzentrieren. Der Sehsinn entwickelt sich anschließend allerdings rasch, und mit 1–2 Monaten können die meisten Babys Augenkontakt halten und einem Gegenstand mit einem konstanteren Blick folgen. Sie schauen am liebsten auf Dinge, die klare Kontraste aufweisen oder sich bewegen, und können leuchtende, kontrastierende Farben wie Gelb und Rot oder Weiß und Schwarz gut wahrnehmen. Kreise und Punkte, Quadrate und Streifen sind klare Muster, weshalb es eine schöne Idee ist, über dem Kind ein Mobile aufzuhängen, auf das es sich für 5–10 Sekunden konzentrieren kann.
Der Kopf eines Neugeborenen ist groß und schwer, und die Bewegungsfähigkeit entwickelt sich von oben nach unten: Sie beginnt mit Gesicht und Hals, dann folgen Arme, Rumpf und Beine. Auf dem Bauch liegend kann nun kurzzeitig der Kopf gehoben werden, sodass du prima farbenfrohes Spielzeug vor dem Baby platzieren kannst. Auch ein Spiegel ist eine tolle Sache, denn darin kann es sich beim Liegen betrachten. Zunächst sind die Hände des Kinds geballt, seine Bewegungen spontan und ruckartig. Dann kann es sich in Rückenlage zur Seite drehen, und die Händchen öffnen sich allmählich, um Gegenstände zu berühren.
Im Alter von 2 bis 4 Monaten beginnt das Kind, ein Bewusstsein für den eigenen Körper zu entwickeln. Der Hals stabilisiert sich, es kann den Kopf in Richtung eines Geräuschs drehen, und es sieht allmählich besser und deutlicher. Wenn du am Wickeltisch einen Spiegel anbringst, kann sich dein Baby beobachten, während du die Windel wechselst. Es entdeckt seine Hände und beginnt, mit den Fingern zu spielen, die es vor Augen hat, und es streckt sie nach Gegenständen aus, die es greifen möchte. Das Kind versucht, Dinge mit der ganzen Hand zu greifen und an den Händen sowie an dem damit eroberten Spielzeug zu nuckeln. Auf dem Bauch liegend kann es nach Objekten greifen, die vor ihm liegen oder über ihm hängen.
Lass dein Kind schauen, riechen und fühlen. Sing ihm etwas vor, denn wenn es dieselbe Musik immer wieder hört, lernt es allmählich, die Klänge wiederzuerkennen. Jetzt entwickeln sich die Sprache und die sozialen Fähigkeiten des Kindes. Es kommuniziert über Blickkontakt, Gesichtsausdrücke, Körpersprache, Schreien und Töne, und es beginnt, sich mit Vokalen wie „ooo“ und „aaa“ sowie mit imitierten Geräuschen auszudrücken. Am Ende dieser Entwicklungsphase lacht das Kind häufig zum ersten Mal.
Dinge zu wiederholen und regelmäßig in den Ablauf einzubauen, ist nun eine gute Idee; so könntest du beispielsweise beim Windeln immer denselben Reim aufsagen. Blättere in Büchern und spiele mit Worten. Erzähle, was du gerade tust oder tun wirst, und achte dabei auf eine betonte Mimik und Gestik.
Im Alter von 4 bis 6 Monaten ist das Kind länger wach und hat dadurch mehr Zeit, seine Umgebung zu entdecken. Außerdem beginnt es zu verstehen, dass es ein Mensch ist und die Fähigkeit hat, auf andere Menschen einzuwirken. Wenn es dich anlächelt oder ein Geräusch macht, erwartet es beispielsweise, dass du zurücklächelst oder auch einen Ton von dir gibst. Es reagiert nun deutlicher auf die Klänge aus deinem Mund, sodass du nun mit dem Vorlesen beginnen kannst. Gestalte individuelle Bücher mit Fotos von Verwandten, Haustieren oder Stofftieren und sprich darüber, was ihr gerade gemeinsam tut. Spiele einfache Spiele mit Reimen, die Geräusche und Körperkontakt beinhalten, und sing deinem Kind etwas vor. Jetzt ist unterschiedliches Geräuschspielzeug ebenso sinnvoll wie ein Spielbogen, mit dem das Kind Bewegungen üben und den Körper einsetzen kann.
Das Baby entdeckt neue Dinge durch Berühren, Riechen und Schmecken, greift Gegenstände mit den Händen, bewegt sie von der einen in die andere Hand und lässt sie wieder los. Auf dem Bauch liegend kann es sich nun besser auf den Unterarmen aufstützen und dabei Spielsachen festhalten. Es lernt, den Blick in verschiedenen Entfernungen zu fokussieren und kleine Gegenstände auf dem Fußboden zu finden. Auf dem Rücken liegend beginnt es jetzt, Kopf und Schultern zu heben, und entdeckt dabei seine Füße, die es gern mit Mund und Händen untersucht.
Durch Treten oder Seitwärtsrollen vom Bauch auf den Rücken und umgekehrt fängt das Kind an, verschiedene Bewegungen zu üben und versucht allmählich, sich durch Winden und Schlängeln vor- und zurückzubewegen. Leg das Kind bäuchlings auf einen Spielteppich auf den Boden und platziere verschiedene Dinge in Reichweite, beispielsweise ein rollendes Spielzeug, dem es folgen kann. Das Kind mag es, in einem Hochstuhl neben dir zu sitzen und spannende Utensilien aus der Küche zu benutzen. Außerdem steht es gern auf deinem Schoß und liebt es, beim Baden mit den Armen ins Wasser zu schlagen, um schwimmende Spielsachen zu greifen. Besonders viel Spaß macht ein gemeinsames Bad!
Das Kind interessiert sich nun für sein eigenes Spiegelbild und für das Guckguck-Spiel, denn es findet es spannend, wenn etwas zuerst verschwindet und dann wieder auftaucht. Bau Türme aus bunten Bauklötzen und lass das Kind den Turm umwerfen, sodass einige Klötzchen verschwinden; das Kind kann die Klötzchen abtasten und ablutschen und die Lieblingssteine auswählen.
In seinen zweiten sechs Monaten versteht das Baby mehr und mehr und entwickelt seine sozialen Fähigkeiten. Phasenweise ist es scheu und ängstlich gegenüber fremden oder überraschenden Dingen und hat ein starkes Bedürfnis nach Nähe. Trost spenden dann auch ein Stofftier, eine Kuscheldecke oder etwas, das es an die von den Eltern ausgestrahlte Geborgenheit erinnert.
Viele Kinder lernen, sich zu schlängeln und zu krabbeln, manche stehen auch und unternehmen gar erste Schritte. Jetzt ist Zeit, das Zuhause kindersicher zu machen.
Das Kind versteht mehr und mehr und versucht sich gern daran, Probleme zu lösen, z. B. wie man ein in kurzer Entfernung liegendes Spielzeug erreichen kann. Mit Händen und Mund lernt es, dass sich Gegenstände weich oder hart, kalt oder warm, trocken oder nass anfühlen.
Viele Kinder können eine Weile ohne Unterstützung sitzen, und einige beginnen, sich irgendwie zu bewegen. Sie lieben es meist auch, Dinge zu verrücken und zu verräumen und sie beispielsweise von einer Hand in die andere zu geben. Mit einer Kiste und Bauklötzen kann das Kind üben, Klötzchen hineinzulegen und herauszunehmen. Du solltest ihm auch immer sagen, was es gerade tut, beispielsweise: „Du hast ein blaues Klötzchen hineingelegt; jetzt nimmst du ein rotes Klötzchen.“ Lass dein Kind eine Zeitlang auf ein Spielzeug schauen, dann versteckst du das Teil unter einer Decke und fragst, wo es ist. Nimm die Decke weg und sage: „Hier ist es!“ Nach einer Weile ist das Kind in der Lage, das Spielzeug selbstständig zu finden. Auch Bälle sind toll zum Spielen, da sie sich leicht aufnehmen lassen. Du kannst einen Ball zwischen dir und deinem Kind rollen und sagen: „Ich rolle den Ball zu dir, jetzt bist du dran und rollst ihn zu mir zurück.“
Das Kind liebt es, einen Löffel zu halten und Essen vom Teller zu nehmen, entweder mit dem Löffel oder den Händen. Lass das Kind mit dem Essen spielen und herumexperimentieren; auch Töpfe, Deckel, Schneebesen und Rührlöffel dienen hervorragend als Spielzeug. Durch Schütteln, Werfen und Fallenlassen wird es spannende neue Dinge entdecken.
Das Kind brabbelt auch mehr und mehr. Lies ihm vor und zeige auf Dinge, und wenn ihr gemeinsam Bücher anschaut, dann beobachte, wie es zuhört und betrachtet. Bissfeste Bücher sind häufig eine gute Idee. Beim Spazierengehen kannst du beschreiben, was du gerade siehst: „Schau mal, da kommt ein Hund. Wie macht ein Hund? Wau, wau!“ Denk dir Reime und Fingerspiele aus, und singt gemeinsam Lieder wie „Alle meine Entchen“.
In diesem Alter fangen Kinder an, andere Kinder zu beachten und sich für sie zu interessieren. Sie lächeln sich an und krabbeln aufeinander zu, und manchmal versuchen sie auch, das Spielzeug des anderen zu greifen.
In der Phase von 8 bis 10 Monaten verbessert das Kind seine Fähigkeiten zur Problemlösung. Es versteht allmählich verschiedene Zusammenhänge und lernt, Türen zu öffnen und zu schließen, um zu sehen, was sich dahinter verbirgt. Mit Vorliebe werden nun Sachen in Kisten gelegt und herausgenommen, oder es wird geprüft, wie Gegenstände zueinander passen. Das Kind hat Spaß daran zu erforschen, wie die Dinge miteinander in Beziehung stehen und untersucht sie zu diesem Zweck auch gern durch Hauen, Lutschen und Beißen. Wo liegen die Gemeinsamkeiten, wo die Unterschiede? Wie fühlt es sich an, wie riecht es, wie schmeckt es? Welches Geräusch macht es? Am besten wiederholt man diese Tests immer und immer wieder. Das Kind kann stundenlang sitzen und auf einer Klopfbank herumhämmern, geräuschvolle Gegenstände schütteln, Sand im Sandkasten auskippen oder Dinge auf den Fußboden werfen. Dadurch lernt es, dass es sich „hier“ befindet und das Ding „dort“.
Der Pinzettengriff wird ebenfalls erlernt: Mit Daumen und Zeigefinger lassen sich kleine Dinge vom Fußboden aufnehmen und mit einem Steckpuzzle spielen. Langsam versucht sich das Kind nun auch darin, selbstständig zu essen und Erbsen oder Maiskörner zu fassen. Gib ihm einen eigenen Löffel in die Hand, während du es mit einem anderen fütterst, und lass es aus einer Lerntasse selbstständig trinken.
Womöglich kann sich dein Kind jetzt vorwärtsbewegen und an Möbelstücken in den Stand hochziehen.
Das Kind macht die Großen nach und versucht, Gegenstände korrekt zu benutzen. Es möchte dort sein, wo die Eltern sind, und die gleichen Dinge tun, mit Töpfen und Löffeln hantieren oder eine Puppe baden. Mit Vorliebe werden nun Fernbedienungen und Tasten gedrückt, Telefongespräche geführt, Hallo und Tschüss gesagt. Gern stapelt man Gegenstände aufeinander oder schlägt sie aneinander, wenn man nicht gerade ein „Schwätzchen“ mit den Kuscheltieren hält. Wörter werden verstanden, bevor man sie selbst aussprechen und an Geschwister, Eltern, den Teddybären usw. richten kann. Da das Kind Bilderbücher mit großen bunten Illustrationen von bekannten Gegenständen mag, empfiehlt es sich zu berichten, was im Bild zu sehen ist und welches Geräusch es ggf. von sich gibt. Klatschspiele und Abzählreime sind ebenso beliebt wie wechselseitige Spiele mit „Danke“ und „Bitte“. Bald fängt das Kind an, kurze Wörter wie „Mama“, „Papa“, „Guck“ usw. nachzusprechen. Mit einfachen Bewegungen drückt es sich aus, zum Beispiel durch Kopfschütteln oder durch das Werfen von Gegenständen auf den Fußboden.
Das Gedächtnis ist nun gut entwickelt, und das Kind erwartet bestimmte Abläufe wie Essen, Windeln und Schlafen. Du solltest ihm immer sagen, was du gerade tust, beispielsweise: „Jetzt wechseln wir deine Windel!“ oder „Jetzt gibt es Essen!“ Manchmal wird es ängstlich, wenn du von ihm weggehst, und es folgt dir gern auf Schritt und Tritt. Dies ist Teil seiner Entwicklung und notwendig, damit es im eigenen Tempo auf Entdeckungstour gehen kann. In deiner Umgebung lernt das Kind, dass bei Bedarf Erwachsene ansprechbar sind, die Geborgenheit ausstrahlen; es kann daher in der Umgebung von Fremden etwas unsicher sein. Wenn das Kind ruft, erwartet es, dass jemand kommt und Unterstützung leistet.
Zum Ende des ersten Lebensjahres verbessern sich die Fähigkeiten, mit eigenen Gesten zu kommunizieren und den Blick in die Richtung zu wenden, in die eine andere Person weist. Das Kind deutet, zeigt mit dem Finger, schaut interessiert und nickt zielgerichtet, wenn es etwas möchte. Schildere ihm sein Umfeld und beschreibe, was vorhanden ist und was gerade passiert. Das Kind kann viele Töne aneinanderreihen, die sich anhören wie echte Sprache, und versteht, dass Bilder die Wirklichkeit abbilden. Wenn es auf das Bild eines Hundes zeigt, will es damit sagen, dass es weiß, dass dieses Bild einen echten Hund darstellt. Es zeigt gern auf Dinge wie Lichter oder Geräusche, Leuchten oder Uhren, es kann „Nein“ sagen bzw. den Kopf schütteln und weiß, was dies bedeutet. Lies deinem Kind einfache Reime vor, sing Lieder und lass dir von ihm helfen, Sachen vom Boden aufzuheben. Das Kind versucht jetzt, immer mehr Wörter nachzusprechen und kommt einfachen Aufforderungen nach, wie zum Beispiel jemanden zu umarmen, in die Hände zu klatschen oder zu winken.
Viele Kinder bewegen sich nun schlängelnd, rutschend, krabbelnd und gehend vorwärts und klettern auch gern, z. B. auf das Sofa oder die Treppe. Das Laufen ohne Unterstützung ist nicht so einfach; meist braucht man dazu eine hilfreiche haltende Hand oder auch zwei, oder man geht mithilfe einer stabilen Lauflernhilfe. Jedes Kind entwickelt sich in seinem eigenen Tempo und mit einer individuellen Abfolge; sogar Geschwister haben einen unterschiedlichen Entwicklungsverlauf. Einige Kinder spielen friedlich im Sitzen vor sich hin, während andere sich bewegen wollen. Es empfiehlt sich, den Fokus eher darauf zu legen, was dein Kind kann, als auf das, was es nicht kann. Wenn es Anerkennung dafür bekommt, was es bereits kann, fühlt es sich ermutigt, weitere neue Dinge zu lernen. Häufig wird das Kind dann diese neuen Dinge immer wieder tun wollen; in dem Fall solltest du mitmachen und zeigen, wie es geht, anstatt „Nein“ zu sagen. Natürlich musst du das Kind von gefährlichen Situationen fernhalten und dein Zuhause kindersicher machen. Lass dein Kind auf unterschiedlichem Untergrund laufen, z. B. Rasen, Sand, Kies und Asphalt. Auch Musik ist empfehlenswert, da Kinder es lieben, sich im Takt mit der Musik zu bewegen, und dabei ihr Gleichgewichtsgefühl verbessern können.
Die Feinmotorik des Kindes entwickelt sich ebenfalls kontinuierlich weiter – von einem Griff mit der ganzen Hand bis hin zum Pinzettengriff. Gib ihm Bauklötzchen und dazu Kisten zum Spielen, die es immer wieder füllen und auskippen kann. Bestens geeignet sind Kisten mit Löchern, durch die einige Klötzchen gesteckt werden können. Mit einem Steckpuzzle lassen sich die Fingerchen hervorragend trainieren. Gemeinsam mit dem Kind die Mahlzeiten einzunehmen, macht Spaß und übt die sozialen Fähigkeiten. Ihr könnt euch ja auch gegenseitig füttern!
Autorin: Benita Hammarström
Pflegefachkraft für Kinder und Jugendliche