Im Kern geht es bei der Zielsetzung um mehr als nur das Abhaken von To-dos. Kinder lernen dabei, Selbstvertrauen, Verantwortung und Durchhaltevermögen zu entwickeln – und sie erleben, wie es sich anfühlt, selbst Erfolge zu erzielen. Wenn Kinder sich eigene Ziele setzen – ob groß oder klein – verstehen sie: Anstrengung führt zu Fortschritt. Sie schaffen es, ein Puzzle fertigzustellen, ohne Stützräder Fahrrad zu fahren oder an das Zähneputzen zu denken, ohne dass jemand sie daran erinnert. Es muss nichts Großes sein.
Die meisten Kinder wissen jedoch nicht von selbst, wie man sich realistische Ziele setzt – oder wie man dranbleibt. Und wenn ein Ziel zu groß erscheint, verlieren sie schnell den Mut, bevor sie überhaupt anfangen.
Zum Glück kann Zielsetzung mit der richtigen Unterstützung motivierend statt überfordernd wirken.
„Wie bringe ich meinem Kind bei, sich Ziele zu setzen?“
Wenn Ihr Kind schon stöhnt, sobald Sie das Wort „Ziel“ oder „Verantwortung“ erwähnen, sind Sie nicht allein. Wichtig ist, das Ganze spielerisch, locker und altersgerecht zu gestalten. Hier erfahren Sie, wie Sie etwas Struktur unauffällig in den Alltag integrieren können:
Als Eltern wollen wir nur das Beste für unsere Kinder. Aber manchmal setzen wir – in unserer Begeisterung – Ziele für sie fest, zum Beispiel: „Du solltest jeden Tag 30 Minuten Klavier üben.“ Kinder halten viel eher an einem Ziel fest, wenn es von ihnen selbst kommt.
Lassen Sie sie den Ton angeben. Vielleicht will Ihr Kind den höchsten Lego-Turm im ganzen Haus bauen. Großartig! Nur weil das Ziel nicht schulisch ist, heißt das nicht, dass es unwichtig ist. Entscheidend ist, dass Ihr Kind erleben kann, wie es ein eigenes Ziel erreicht.
„Schwimmen lernen“ oder „ein Kapitelbuch lesen“ klingt erstmal toll – aber solche Ziele sind oft zu groß, wenn man sie nicht in Etappen unterteilt. Kinder brauchen Etappenziele, die sich heute schon umsetzen lassen – nicht irgendwann in ein paar Monaten.
Statt „Schwimmen lernen“ sagen Sie zum Beispiel: „Mein Gesicht ins Wasser halten, ohne Angst.“ Feiern Sie diesen Moment. Dann folgt „Mit Schwimmflügeln treiben“, und so weiter. Das Ziel wird dadurch nicht kleiner – sondern greifbarer.
Ein zusätzlicher Tipp: Arbeiten Sie mit Bildern. Ein Aufkleber-Plan, eine Papierkette oder eine Ziel-Treppe aus Karton helfen Ihrem Kind, die Fortschritte zu sehen. Und wo Fortschritt sichtbar ist, wächst die Motivation oft von selbst.
Es ist nur allzu menschlich, das eigene Kind vor Enttäuschungen schützen zu wollen. Doch wenn jeder Rückschlag sofort zur Rettungsaktion wird, verpasst Ihr Kind eine der wichtigsten Lektionen beim Setzen von Zielen: das Wiederaufstehen nach dem Hinfallen.
Wenn Ihr Kind ein Ziel nicht beim ersten Versuch erreicht, widerstehen Sie dem Impuls, gleich mit einem neuen Plan zu kommen. Besprechen Sie stattdessen gemeinsam, was passiert ist.
Kinder können oft mehr reflektieren, als wir ihnen zutrauen – besonders, wenn der Ton unterstützend und nicht kritisch ist. Scheitern heißt nicht, dass das Ziel falsch war. Es bedeutet nur, dass der Weg dorthin angepasst werden muss. Genau dort entsteht Entwicklung.
Belohnungen können starke Anreize sein – solange sie nicht zur einzigen Motivation werden. Die Belohnung sollte das Gefühl des Erfolgs verstärken, nicht ersetzen.
Statt jedes Mal Geld oder Bildschirmzeit zu versprechen, setzen Sie auf gemeinsame Erlebnisse:
Ein Familien-Spieleabend, wenn der Aufkleber-Plan voll ist
Das Lieblingsessen aussuchen dürfen nach einer Woche erledigter Aufgaben
Kleine „Kinder-Gutscheine“ für Erfolge wie konzentriertes Arbeiten oder selbstständiges Helfen
So vermitteln Sie: Es geht bei Zielen um Einsatz und Beständigkeit – nicht nur ums Ergebnis.
Kinder blühen auf, wenn sie spüren, dass jemand an sie glaubt. Aber niemand mag es, dauernd kontrolliert zu werden. Wenn Sie ständig nachhaken oder erinnern, wird das Ziel schnell zu Ihrer Aufgabe – nicht zu ihrer.
Geben Sie stattdessen einen sanften Anstoß – und treten Sie dann einen Schritt zurück. Wenn Ihr Kind etwas vergisst oder vom Weg abkommt, lassen Sie es selbst darauf kommen. Dann helfen Sie, die Lösung zu finden. Ein bisschen Eigenverantwortung, kombiniert mit viel Ermutigung, wirkt oft Wunder.
Vergessen Sie nicht, auch kleine Erfolge zu feiern. Jeder Schritt zählt – auch wenn er winzig wirkt. Ein erreichtes Ziel, ganz gleich wie simpel, kann eine Flamme entfachen, die mit der Zeit immer stärker wird.
Ihrem Kind beizubringen, wie man sich Ziele setzt und erreicht, bedeutet nicht, ein kleines Management-Talent heranzuziehen. Es geht darum, dass es seine eigenen Fähigkeiten entdeckt. Darum zu zeigen, dass auch schwierige Dinge mit Übung leichter werden – und dass das Bemühen manchmal wichtiger ist als das perfekte Ergebnis.
Also los: Basteln Sie den Aufkleber-Plan, jubeln Sie bei kleinen Erfolgen – und lassen Sie Ihr Kind das Steuer übernehmen (mit Ihnen auf dem Beifahrersitz). Sie werden überrascht sein, was es alles erreichen kann, wenn es an sich glaubt.
Let’s Get Goal-ing!